Binkert Gabriella

Gabriella
Binkert Becchetti
Hotelière/Unternehmerin
1960
Sta. Maria V.M.
verheiratet
Kreis: Val Müstair
SVP
Grossrats-Kandidatin

In welchem Umfeld bewegen Sie sich:
Familien-, Erwerbs- und/oder ehrenamtliche Tätigkeit?

  • Familie / Kinder: 10 %
  • Berufstätigkeit / Pensum: 70 %
  • Ehrenamtliche Tätigkeit: 20 %

Beschreiben Sie uns Ihren politischen Werdegang – Ihre Motivation:
Alt Kreis Präsidentin Val Müstair (2006-2010)

Aktuell: Gemeindevize- Präsidentin der Gemeinde Val Müstair

Präsidentin des Gewerbe- und Gastroverband Val Müstair

Präsidentin der Kommission für Soziales und Kulturelles der Migros Ostschweiz

Motivation: Meine langjährige Erfahrung in der Executive zeigt mir auf dass für unsere Gemeinden wegweisende Entscheidungen im Grossen Rat gefällt werden. Daher wünsche ich mir am kantonalen „Schalthebel“mitwirken zu können. Die Umsetzung in den Gemeinden ist nicht immer einfach durchzuführen. In einer Grenzregion wie dem Val Müstair ist weiter die wirtschaftliche Lage stark unter Druck geraten.

Was möchten sie als Grossrätin bzw. Grossratsstellvertreterin bewegen?
Eine enge Zusammenarbeit zwischen der Industrie, dem Gewerbe, der Gastro sowie der Landwirtschaft schliessen den Kreis der lokalen Wertschöpfung und generieren Arbeitsplätze. Diese sind vor allem für Frauen sehr wertvoll, denn sie können meistens mit der Doppelbelastung jeweils nur einen Teilzeit – Job annehmen.

Wo sind Ihre Schwerpunkte?
Unserer kommenden Leuchtturmprojekte verlangen ein starkes Engagement, Weitblick, klare Positionierung sowie unternehmerische Erfahrung. Attraktive, anspruchsvolle Arbeitsplätze fördern und erhalten das wirtschaftliche Wachstum und wirken der Abwanderung entgegen. Die Wirtschaft ist der Motor für die Region – stirbt die, dann wird es still und wir können nicht mehr in einer Bergregion attraktiv überleben. Die Abwanderung hat begonnen und wir können diese nur dank touristisch-wirtschaftlicher sowie landwirtschaftlicher Positionierung bremsen.

Was heisst Gleichstellung für Sie und was brauchen wir um die Gleichstellung in Graubünden zu fördern?
Gleichstellung heisst für mich dass Frau und Mann als gleichberechtigte Partner in Beruf und in der Gesellschaft anerkannt sind. Dieses Grundprinzip für  gleiche Rechte bei gleichem Lohn bei gleichwertiger Leistung sollte nicht mehr für Diskussionen sorgen. Wenn ja, dann müssen wir uns Frauen dagegen wehren. Ohne uns Frauen könnten viele Berufszweige nicht mehr existieren. Seien wir also mutig und entschlossen - ohne staatliche Bevormundung jedoch mit starken Frauen an der politischen Front!

Würden Sie es befürworten, dass der Kanton Graubünden generell mehr Massnahmen zur Gleichstellung ergreift?
Meiner Meinung nach kann der Kanton hier nur etwas ändern, indem er Frauen bei gleichem Leistungsausweis anstellt. Ich finde es nicht notwendig, dass man wieder mit einem Gesetz etwas vorschreiben will, was danach so oder so nichts bringt. Der Markt spielt schon, „Frau“ muss nur den Mut haben sich dem auch zu stellen.

Die Nichtsanktionierung von Teilzeitarbeit kann dazu beitragen, dass familiäre Pflichten zwischen den Geschlechtern weniger einseitig verteilt werden. Wie stehen Sie zu Jobsharing und Teilzeitpensen auch in Führungspositionen?
Man muss immer den einzelnen Betrieb näher betrachten und da stelle ich fest, dass es heute schon in den Führungsebenen, wo die Eigentümer noch selber arbeiten, in vielen Branchen Jobsharing gibt. Teilzeitpensen werden immer wichtiger, denn unsere Wirtschaft kann ohne nicht mehr bestehen – so ist es jedenfalls in unserer sog. „Randregion“. In touristischen Orten werden diese Frauen deswegen sehr geschätzt. Natürlich ist es für einen Betrieb eine besondere Herausforderung die diversen Hüte unter ein Dach zu bringen und dafür zu sorgen, dass der Ablauf gewährleistet ist. Grundsätzlich finde ich es eine gute Sache, es ist jedoch eine reine privatwirtschaftliche Angelegenheit und wird heute bereits so angewandt.

Jährlich findet im Grossrat das Mädchenparlament statt. Mentorinnen für Jungpolitikerinnen oder Teilnehmerinnen an überparteilichen Arbeitsgruppen sind stets willkommen. Inwiefern engagieren Sie sich persönlich ausserhalb des politischen Amtes für frauenrelevante Anliegen?
Beim Migros Kulturprozent unterstützen wir viele Projekte zu diesem Thema. Weiter engagiere ich mich in Einzelfällen, wenn persönliche Anliegen auf mich zukommen. Dann als Vize-Gemeindepräsidentin im sozialen Bereich hier in der Gemeinde – da macht man aber keinen Unterschied zwischen Mann und Frau.

Was mich jedoch sehr bedrückt ist die Tatsache, dass wir im Asylbereich das Thema Frauen weitgehendst  ausblenden. Warum haben wir wohl vor allem Männer hier? Weil die Frauen für andere „Zwecke“ bereits vor der Grenze „aussortiert „werden und da frage ich mich, wo bleibt denn hier der Aufschrei von uns allen Frauen? Warum reagiert da niemand auf dieses Elend? Wahrscheinlich weil wieder einmal einige Sparten viel Geld damit verdienen und dem Rest der Mut dazu fehlt.

Durchschnittlich stirbt alle 20 Tage eine Frau an den Folgen häuslicher Gewalt. Auch in Graubünden hat die Gewalt an Frauen stark zugenommen. Soll sich der Kanton verstärkt an Massnahmen zur Gewaltprävention beteiligen?
Prävention allein genügt nicht  –wenn ein Mann zuschlägt, dann kann man noch so viele Flyers mitgeben, es nützt wohl nichts da er meistens ein Wiederholungstäter ist. Hier würde ich mit einer Sensibilisierungskampagne bei der Bevölkerung beginnen, alle sollten hinhören und vor allem nicht wegsehen. Was passiert in einem Haus wo es die Nachbarn wohl hören aber denken: es geht mich nichts an? Da sollte man die Menschen abholen und Hinweise geben wann dass sofort die Polizei zu alarmieren sei. Die Justiz muss einfach härtere Strafen, welche nicht nur mit Geld verbunden sind, erteilen. Es darf nicht länger ein „Kavaliersdelikt „ sein. Weiter müssen wir auch bei andern Volksgruppen in solchen Fällen hart durchgreifen –  da wird im Umfeld vieles  totgeschwiegen, denn in einigen Kulturen ist es  ganz normal dass Frauen und Mädchen täglich geschlagen werden. Es darf jedoch keine kulturellen Unterschiede bei der Rechtssprechung  zwischen anderen Volksgruppen oder Schweizern geben – das Recht muss für alle Frauen geachtet und geschätzt werden und dafür müssen wir kämpfen – jede Minute und jeden Tag, mit Achtsamkeit für unsere Nachbarinnen, Verwandte sowie Freundinnen – sprich für alle Frauen.