Preisig Franziska

Franziska
Preisig
Freischaffende Juristin / Dozentin
1973
Samedan
SP / Grossrätin

 

In welchem Umfeld bewegen Sie sich? (beruflichen – gesellschaftlichen – familiären)

Ich habe eine sechsköpfige Familie. Unsere vier Kinder sind zwischen neun und achtzehn Jahre alt. Wir wohnen in einer Mietwohnung und deshalb kenne ich die Wohnungsproblematik in allen Facetten. Als Juristin betreue ich insbesondere Menschen, die gerade schattige Zeiten ihres Lebens durchmachen; als Mutter und Dozentin höre ich täglich die Wünsche, Träume und Anliegen der jungen Generation. Diese vielseitigen Tätigkeiten helfen mir, andere Perspektiven einnehmen zu können und mich für eine soziale Schweiz zu engagieren.

Beschreiben Sie uns Ihren politischen Werdegang und was Sie für diese Nationalratswahlen motiviert?

Als ich 2006 ein «nur kleines Ämtli» als juristische Beraterin des Zweitwohnungskomitees im Oberengadin übernahm, befand ich mich bereits wenige Wochen später mitten im heftigen Sturm der geballten Interessenskonflikte zwischen den Anliegen des Grossteils der Bevölkerung und der ortsansässigen Politelite. Daraus entstand die Glista Libra, in der ich das Präsidium übernahm. Später wurde ich Mitglied des Kreisrates und so kamen immer mehr Mandate hinzu bis ich 2018 in den Grossen Rat gewählt wurde.

Meine Motivation schöpfe ich aus der Erfahrung, dass mit viel Mut und Engagement tatsächlich etwas bewegt werden kann: Der ausufernde Zweitwohnungsbau konnte eingeschränkt werden, der Flughafen Samedan wurde nicht an eine Privatperson verkauft und wird nun auch nicht gigantisch gross ausgebaut etc. Als Mitglied der Kommission für Umwelt, Verkehr und Energie prägte ich den Greendeal für Graubünden, das Energiegesetz und die Wasserkraftstrategie mit.

Für welche Themen (auch mehrere) setzen Sie sich ab 2024 im Nationalrat ein?

Ungerechtigkeiten kann ich schlicht nicht akzeptieren, weshalb ich mich mit Herzblut für soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit einsetze und eine Botschafterin der Demokratie sein will.

Ich will mich dafür einsetzen, dass mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird, um die Abwanderung zu stoppen und die Kaufkraft der Bevölkerung zu stärken. Ich werde mich weiterhin für einen wirksamen Klimaschutz einsetzen, für eine gute Pflege und Gesundheitsversorgung in allen Regionen und für eine offene, europäische Schweiz.

Was bedeutet Gleichstellung für Sie und was benötigt die Schweiz um dies zu erreichen?

Gleichstellung geht für mich über die Gleichstellung zwischen Mann und Frau – an welcher unbestritten auch noch viel gearbeitet werden muss – hinaus, nämlich hin zur Chancengleichheit für alle analog der Rechtsgleichheit für alle, egal welcher Herkunft, Farbe, Geschlecht, Alter, sozialen Stellung etc.

Wir brauchen dafür einerseits eine allgemeine Sensibilisierung sowie firmeninterne Transparenz, damit Ungleichheiten in Lohn, Aufstiegsmöglichkeiten, Ämterbesetzung etc. unvorstellbar werden und andrerseits Instrumente und Strukturen zur Umsetzung der Chancengleichheit für alle wie genügend Krippenplätze, bezahlbare Wohnungen, Lohngleichheit etc. Die Gesetzgebung muss entsprechend angepasst werden. Als erster Schritt sollten jedoch endlich die bestehenden Gesetze und Massnahmen nicht mehr knausrig umgesetzt werden!